top of page

Artikel

Körper, Geist und Qi im Einklang

ca. 5 Minuten

*Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form, meinen jedoch Menschen aller Geschlechter.

Image by MK Hamilton
Jahrtausende bewährt sind Heilmethoden wie Kräutertherapie, Akupunktur, Massagen, Taijiquan und Qigong. Auch hierzulande setzen immer mehr Patienten und Ärzte auf sie, als Alternative und Ergänzung zur Schulmedizin. Be­reits 1998 hat das TCM Zen­trum Wies­baden er­öffnet, als er­ste Prax­is in der Stadt. Die Lei­terin Ying Cao er­klärt Grund­prin­zipien von TCM und zeigt fünf Druckmassagen gegen leich­te Be­schwer­den.

"Wir behandeln individuell und ganzheitlich"

"Ein  guter Arzt heilt die Krankheit von der Ursache her", lautet der  wichtigste Grundsatz. Dabei setzt TCM auf Mittel, die die  Selbstheilungskraft und die Körper- und Lebensenergie, das Qi, stärken.  "Bei einigen Krankheitsverläufen können individuell abgestimmte  Therapien sogar eine Alternative zu Operationen und Dauermedikationen  sein," erklärt Ying Cao. "Ob TCM-Behandlungen ergänzend oder als Ersatz  in Frage kommen, sollte natürlich mit dem Hausarzt abgestimmt werden."  Viele Methoden von TCM sind wissenschaftlich nicht überprüft, haben sich  aber über Jahrtausende bewährt. Einige Krankenkassen übernehmen  Behandlungskosten, fragen Sie nach!

Die Diagnostik

Neben  körperlichen Symptomen, spielen auch die Lebensgeschichte, der Alltag  und Körpermerkmale und -signale wichtige Rollen, darunter der  Pulsschlag, Farbe und Form der Zunge, die Stimme, die Färbung der Augen,  der Gang, die Beschaffenheit von Haut und Haaren.

Die Therapien

Als fünf Säulen werden die wichtigsten Behandlungsmethoden von TCM häufig bezeichnet:

1. Stimulation von Energiepunkten. Bei der Akupunktur geschieht das mit dünnen Nadeln, bei der Moxibustion  mit Hitze durch glimmende Kräuter, bei der Akupressur – in der  Japanischen Heilkunde Shiatsu genannt – mit Druck und Massagen.

2. Chinesische Arznei Therapie (CAT). Die meisten der mehr als 5000 Mittel basieren auf pflanzlichen, einige  auf tierischen und anorganischen Wirkstoffen. In Europa sind nur  Mixturen auf Kräuterbasis zugelassen. Dabei gibt es nicht eine Rezeptur  gegen eine bestimmte Erkrankung, sondern abgestimmt auf Körpertyp,  Charakter, Lebenssituation erhält jeder Patient eine individuell  gemischte Arznei.

3. Bewegungs- und Atemübungen. Am bekanntesten sind Tai Chi Chan (auch Taijiquan) und das meditativere  Quigong. Beide erinnern an einen Tanz in Zeitlupe und können bis ins  hohe Alter Kraft spenden, Stress abbauen und die Gesundheit stärken.  Kurse in Wiesbaden bieten unter anderem das Volksbildungswerk vbw  und zertifizierte Lehrerinnen wie Midia Nuri von Taijiquan und Qigong in Wiesbaden und Christa Pfau von Taijidao Wiesbaden.

4. Massagen. Tuina heißt die jahrhunderte alte Technik, die Streichen, Kneten,  Klopfen und verschiedene Griffe verbindet, um Verspannungen zu lösen,  die Blutzirkulation zu verbessern und neue Energie zu spenden.

5. Ernährung. Auch  Lebensmittel und Gewürze gelten als Heilmittel. So wirkt Chili  schweißtreibend, Joghurt dagegen kühlt den Körper. Konsistenz, Farbe,  Geruch, Temperatur und Geschmack spielen Rollen bei der Wirkung:  Bitteres stimuliert zum Beispiel das Herz, Saures die Leber, Scharfes  die Lunge, Salziges die Nieren, Süßes die Milz und die  Bauchspeicheldrüse. Wichtig ist auch, saisonale Lebensmittel zu essen,  zum Beispiel Spargel im Frühling, Salate im Sommer, Kohl im Herbst und  Winter. Zudem ist es gemäß TCM gut für die Gesundheit, regelmäßig, zu  festen Zeiten, bewusst und ohne Ablenkung zu essen.

Fünf Druckmassagen gegen leichte Beschwerden

Mehrere  hundert Energiepunkte gibt es, die Stimulation durch Nadeln,  Druckmassagen und Hitze sollte man geschulten Therapeuten überlassen.  Doch sanfte Massagen können auch Anfänger ausprobieren. Vorsichtshalber  sollten Schwangere und geschwächte Menschen vor einer Selbstakupressur  Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

Dickdarm 4 gegen gegen Schmerzen und Übelkeit
Zwischen Zeigefinger und abgespreiztem Daumen, wo die Fingerknochen das  Gelenk bilden, liegt die weiche Stelle. Reiben und massieren Sie sie  kräftig zwischen Daumen und Mittel- oder Zeigefinger der anderen Hand.

Magen 36 oder „Hühnersuppe“ vertreibt Müdigkeit, gibt Energie und beruhigt den Magen
Der Punkt ist nicht ganz einfach zu finden: Setzen Sie sich, so dass  Ober-und Unterschenkel einen 90 Grad-Winkel bilden. Ertasten Sie die die  leichte Erhebung am Schienbein, wo das Kniegelenk endet. Direkt  darunter legen Sie vier Finger an. Erfühlen Sie mit der Spitze des  untersten Fingers eine sanfte Mulde neben der Innenseite des  Schienbeins. Diese massieren Sie lang kräftig – was sich ein wenig  unangenehm anfühlen kann.

Milz 6 gegen Verdauungsprobleme, Stress, Müdigkeit und Angstzustände
Die Vertiefung liegt auf der Innenseite des Unterschenkels, etwa vier  Fingerbreit oberhalb des Knöchels. Drücken und reiben Sie sie.

Niere 3 gegen Menstruationsbeschwerden, Hals- Zahn- und Rückenschmerzen
Drücken und reiben Sie die Vertiefung oberhalb der Ferse, zwischen dem inneren Knöchel und der Achillessehne.  

Perikard  7 gegen Nervosität, Herzrasen und Hitzewallungen
Der Punkt liegt an der Innenseite des Handgelenks, unterhalb des  Handtellers, zwischen den beiden Sehnen. Streichen Sie mit dem Daumen  der anderen Hand ca. fünf Minuten lang kräftig und kreisförmig gegen den  Uhrzeigersinn.

Richtig Druck machen: Drücken und reiben Sie sanft mindesten zwei  Minuten lang oder bis sich die Beschwerden bessern. Die Massage selbst  kann sich durchaus ein wenig unangenehm anfühlen. Empfohlen wird, die  Behandlung möglichst nicht bei leerem oder vollem Magen anzuwenden; die  beste Zeit ist etwa 30 Minuten nach einer Mahlzeit.

s-kaltwasser_Hypnose.jpg

Foto: Ying Cao, TCM Zentrum Wiesbaden.

"TCM wirkt keine Wunder, aber in einigen Fällen haben die individuell abgestimmten Therapien Operationen und dauerhafte Medikationen verhindern und akute und chronische Krankeiten heilen können", sagt Ying Cao, die seit 2010 im TCM Zentrum Wiesbaden arbeitet und die Praxis seit 2016 leitet. Sie hat Traditionelle Chinesische Medizin an der Universität ihrer Heimatstadt Wuhan studiert und in Deutschland eine Ausbildung als Heilpraktikerin absolviert.

bottom of page