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Interview

Cannabis

Chancen und Risiken für vulnerable Gruppen in Bezug auf Cannabis

ca. 8 Minuten

*Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form, meinen jedoch Menschen aller Geschlechter.

Image by Priscilla Du Preez 🇨🇦
Ein Glas Wein oder ein Joint nach Feierabend? Seit dem Inkraftreten des Cannabis Gesetzes (CanG), haben Erwachsene in Deutschland legal die Wahl. Ärzte, Juristen und Sicherheitsbehörden warnen mehrheitlich vor dem Ende der Prohibition. Wir sprachen mit Ina Buttler und Hannah Vasbender über Genuss, Sucht und komplexe Lebenswirklichkeiten. Plus: Beratungsstellen und Informationen zu Risiken

„Jeder Mensch sollte eine Chance haben, eine gute Entscheidung zu treffen, was den Konsum angeht“

Gesundheitskompass für Wiesbaden: Seit Inkarftreten des Cannabisgesetz (CanG), können Erwachsene die bisher illegale Droge Cannabis unter Auflagen  legal besitzen und konsumieren. Unter anderem müssen sie Mitglied in  einem Cannabis-Verein sein, einem sogenannten Social Club. Rechnen Sie  mit mehr oder weniger Klienten, nachdem es in Kraft tritt?

Hannah Vasbender: Wir rechnen mit mehr Nachfrage in der ambulanten Suchtberatung, denn  der Gesetzentwurf legt unter anderem Schwerpunkte auf Prävention und  Jugendschutz. Darum denke ich, dass sich mehr Menschen über mögliche  Beratungsangebote informieren werden. Im besten Fall werden  Beratungsstellen wie unsere bekannter gemacht, und in der Folge  hinterfragen Betroffene ihren Konsum frühzeitig, und nicht erst, wenn  sich eine Abhängigkeit manifestiert hat.

Gesundheitskompass: Unbestritten ist, dass Cannabis abhängig machen kann. Nach Angaben der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ist die Wahrscheinlichkeit mit etwa neun Prozent jedoch deutlich niedriger als bei Nikotin, das mit 68 Prozent das höchste Suchtpotenzial hat. Auf Platz zwei liegt Alkohol mit 23 Prozent. Lässt sich daraus schließen, dass Cannabis eine vergleichsweise harmlose Droge ist?

​Ina Buttler: Nein, denn die Zahlen gelten nicht für Menschen mit erhöhter  Vulnerabilität, also Anfälligkeit, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Es  ist möglich, bereits nach wenigen Konsumeinheiten bezüglich einer  Sucherkrankung gefährdet zu sein.

Gesundheitskompass: Inwiefern?

I. B.: Nach dem Ranking müsste Nikotin die wichtigste Rolle in der ambulanten  Suchtberatung spielen. Raucher sehen wir jedoch nur sehr vereinzelt. Der  JJ-Suchthilfeverbund erreicht jährlich zwischen 5000 und 6000 Menschen.  Im Jahr 2022 stand für die Mehrzahl eine Cannabisproblematik im  Vordergrund, nämlich für knapp 36 Prozent. In der Gruppe der unter

18-Jährigen lag der Anteil mit 77,5 Prozent am höchsten, bei den über 50-Jährigen mit unter 10 Prozent am niedrigsten.

Gesundheitskompass: Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause hat das Oktoberfest die  „weltweit größte offene Drogenszene“ genannt und dafür harsche Kritik  geerntet. Warum wird Alkohol gefeiert und Cannabis bisher  kriminalisiert?

I. B.: Das  ist eine sehr interessante Aussage von Herrn Krause. Beide Substanzen  sind gleichermaßen riskant. Es braucht einen differenzierten Blick auf  die jeweilige Substanz, die Zusammensetzung und Wirkung.

Gesundheitskompass: Sind Sie für die künftig geltende legale kontrollierte Freigabe von Cannabis?

H.V.: Sie  bringt einerseits Vorteile für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen,  denn sie werden nicht länger mit Strafverfolgung konfrontiert.  Andererseits bemerke ich in Beratungsgesprächen mit Jugendlichen, die  erste Konsumerfahrungen gemacht haben, als Reaktion auf den  Gesetzentwurf eine problematische Tendenz zur Verharmlosung, nach dem  Motto, wenn es legal ist, dann kann es ja nicht so gefährlich sein.

I. B.: Es  gibt unterschiedliche Gruppen von Konsumenten, für die unterschiedliche  Antworten gelten. Die Bagatellisierung ist sicherlich eine Gefahr, denn  Cannabis ist, entgegen dem, was viele denken, keine harmlose  Freizeitdroge. Ein Verbot schreckt Menschen ab, die aus Neugierde einmal  konsumieren wollen, und das ist gut. Doch eine suchterkrankte Person  lässt sich von der Gesetzgebung nicht von dem Konsum abhalten.

Gesundheitskompass: Im Hinblick auf suchtkranke Menschen halten Sie die geplante Freigabe also für sinnvoll?

I. B.: Ich  plädiere für einen differenzierten Blick, der einzelfallbezogen und  lebensweltorientiert ist. Gut ist die geplante kontrollierte Freigabe im  Hinblick auf Menschen, die ihren Konsum unter Kontrolle haben. Ich  denke da an einen konkreten Fall, an einen Klienten Anfang 20, der  gelegentlich am Wochenende konsumiert. Er ist auf einem E-Roller  angehalten worden, weil er minimal zu schnell gefahren ist. In der  Kontrolle wurde eine nicht erlaubte Menge bei ihm sichergestellt. Gerade  für Menschen am Beginn ihres Berufslebens kann das ein gravierender  Einschnitt sein.

Gesundheitskompass:  In Portugal gilt seit Jahrzehnten Straffreiheit bei Drogenkonsum. Man  muss nicht zur Polizei, sondern in ein Beratungsprogramm.

I. B.: Etwas Ähnliches gibt es bei uns auch. Der bereits genannte Klient erhielt die Auflage, einen sogenannten FreD-Kurs zur Frühintervention besuchen. Diese Maßnahme ist evaluiert und zeigt sehr gute Ergebnisse,  was die  Wirksamkeit betrifft. In Einzelfällen könnte daher die geplante  kontrollierte Freigabe eine verfrühte Strafverfolgung bei jungen  Erwachsenen ab 18 Jahren verhindern.

Gesundheitskompass: Was sind Folgen des regelmäßigen Cannabiskonsums?

I. B.: Ich habe viele Jahre in einer Einrichtung der stationären  Suchtrehabilitation gearbeitet. Mir sind damals wie heute viele Menschen  begegnet, die unter massiven sozialen Folgen leiden. Mehrfach die  Schule abgebrochen, Lehre abgebrochen, sozialer Rückzug,  drogeninduzierte Psychosen, das sind Leidenswege, die ich leider oft  gehört habe und immer noch höre. Vor allem junge Erwachsene zwischen 18  und 20 Jahren sind betroffen, die der geplante Gesetzesentwurf nicht  besonders schützt wird.

H.V.: Weitere  verbreitete Folgen des regelmäßigen Konsums sind  Konzentrationsschwierigkeiten und Beeinträchtigungen des  Kurzzeitgedächtnisses. Studien bestätigen, dass Cannabis vor allem in  Gehirnen, die sich noch entwickeln, große neurologische Schäden  anrichten kann. Es ist verständlich, warum sich Ärzteverbände gegen die  Legalisierung aussprechen.

Gesundheitskompass: Der Gesetzentwurf sieht umfangreiche Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche vor, und die Droge bleibt für sie verboten.

H.V.: Richtig,  aber wie die Schutzmaßnahmen und das Gesetz konkret umgesetzt werden  sollen, ist in vielen Punkten noch sehr unklar. Es soll zum Beispiel ein  Konsumverbot in der Nähe von Schulen und Kitas und in öffentlichen  Räumen gelten, in denen sich Kinder und Jugendliche bevorzugt aufhalten,  etwa in Fußgängerzonen. Wenn jemand raucht, lässt sich das vielleicht  kontrollieren, aber was, wenn jemand einen Keks isst?

Gesundheitskompass: Justiz  und Sicherheitsbehörden warnen vor dem Ende der Cannabis-Prohibition.  Der erhebliche personelle und zeitliche Zusatzaufwand, den die Kontrolle  und Umsetzung des Gesetzes erfordere, sei nicht zu stemmen. Und  gleichzeitig werde durch das Gesetz der Schwarzmarkt nicht eingedämmt.  Das belegen auch Zahlen aus den USA.

I. B.: Der  Schwarzmarkt wird auch hierzulande weiter bestehen, das sehe ich auch  so. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich in fast allen Städten und Regionen  eine stabile Infrastruktur aufgebaut. Es ist wesentlich einfacher, die  Droge vom Dealer zu kaufen oder sich liefern zu lassen, als Mitglied in  einem Verein zu werden, wo man seine Daten hinterlegen und bestimmte  Kriterien erfüllen muss.

H.V.: Der  Schwarzmarkt stellt auf jeden Fall eine große Gesundheitsgefahr dar.  Wer dort kauft, kennt weder den Wirkstoffgehalt, noch kann er oder sie  sich darauf verlassen, dass das Haschisch oder Marihuana, die beiden  handelsüblichen Cannabisprodukte, nicht mit giftigen oder schädlichen  Substanzen verunreinigt sind. Eine reglementierte, legale Abgabe schützt  die Konsumenten bezüglich der Produktqualität. Wenn das Regelwerk  allerdings allzu komplex ist, schreckt es tendenziell ab, und der Weg in  den Park oder ein Mausklick erscheint attraktiver.

Gesundheitskompass: Nikotin und Alkohol, vergleichbar risikoreiche Drogen, bekommt man  relativ einfach im Supermarkt oder aus Automaten. Der Ausweis mit der  Altersbescheinigung genügt. Warum funktioniert das bei Cannabis nicht?

I. B.:  Ich denke, dass die Ausweiskontrolle nur sehr eingeschränkt wirkt.  Jugendliche, die konsumieren wollen, schicken einfach ältere Freunde zum  Einkaufen. Übergaben kann man vor jedem großen Supermarkt beobachten.

H.V.: Wer  konsumieren will, findet Wege. Auch bei der Abgabe über Vereine werden  sich Lücken auftun, und Minderjährige werden an die Droge kommen. Das  wirksamste Mittel, Missbrauch zu verhindern, sind nicht Gesetze, sondern  ist die umfassende Prävention.

I. B.: Konkret muss man bei Förderung der Lebenskompetenzen ansetzen, also bei  der Stressbewältigung, bei der Kommunikationsfähigkeit, beim Stärken  des Selbstbewusstseins und bei Informationen über risikoarmen, bewussten  Genuss. Risikofreien Genuss gibt es nicht.

Gesundheitskompass: Lebenskompetenz kann man bereits in der Kita schulen.

I. B.: Richtig,  Prävention beginnt mit der frühkindlichen Erziehung zum selbstbewussten  Handeln und Entscheiden. Eine stabile Erziehung und eine nachhaltige  Förderung der Lebenskompetenz sind der beste Schutz vor Gruppenzwang und  Manipulation. Sie bildet damit stabile Grundlagen für gute  Entscheidungen.

Gesundheitskompass: Mit  Manipulation meinen Sie romantisierte oder heroische Bilder, wie sie im  US-Kino seit der Legalisierung in weiten Teilen des Landes üblich sind?  Ist die Heldin gestresst oder will der Held feiern, zündet sie oder er  gern mal einen Joint an.

I. B.: Genau. Direkte Werbekampagnen sind und bleiben zwar verboten, aber ein  Image, das vermeintliche Idole vermitteln, lässt sich nicht gesetzlich  kontrollieren. Die Kompetenz, solche Filmszenen als Verharmlosung zu  erkennen, liegt beim einzelnen Zuschauer.

H.V.: Jeder Mensch sollte die Chance haben, eine gute Entscheidung zu  treffen, was den Konsum angeht. Prävention und Intervention in  Beratungen zielen darauf ab, Menschen zu befähigen, verantwortlich zu  entscheiden.

Gesundheitskompass:  Bei Alkohol gibt es einen Slogan, der risikoarmen, verantwortlichen  Konsum auf den Punkt bringt: ,Kenn dein Limit'. Gilt das auch für  Cannabis?

I. B.: Ja, unter anderem. In der Beratungsstelle haben wir Tipps und Handouts zum risikoarmen Konsum, die wir der Zielgruppe anbieten (mehr dazu unter: „Richtlinien“).

Gesundheitskompass:  Egal ob mit oder ohne Cannabis Gesetz, für Eltern ist es ein Albtraum,  wenn das Zimmer des Teenagers eines Morgens plötzlich nach Marihuana  riecht. Wie sollten sie reagieren?

H.V.: In  dem exemplarischen Fall besteht kein Grund, direkt in Panik zu  verfallen und sich eine Drogenkarriere auszumalen. Die Pubertät ist die  Zeit der Neugierde und des Ausprobierens. In diesem Kontext kann das  Experimentieren mit Cannabis normal und harmlos sein.

Gesundheitskompass: Sollten sich Eltern dennoch bei einem vermeintlichen Erstkontakt an eine Beratungsstelle wenden?

I. B.: Wenn  sie besorgt sind und sich informieren wollen, natürlich! Ich begrüße  Angehörige immer mit: ,Gut, dass Sie hier sind'. In der Beratung mit  Teenagereltern würden wir als erstes den Druck und die Panik  herausnehmen. Geht das Kind weiter zur Schule? Macht es weiter Sport?  Sind die Noten weiterhin okay? Trifft es sich noch mit Freunden? Nur  eine genaue individuelle Erhebung der Situation kann aufzeigen, welche  Strategien zu empfehlen sind.

H.V.: Selbst wenn sich Verhalten und Noten zum Schlechteren verändern, hilft  es nichts, in den Kontrollmodus zu verfallen und mit Verboten,  Überwachung und Strafen zu reagieren. Das Kind wird sich zurückziehen,  man verliert das Vertrauen und den Kontakt, bis man gar nicht mehr weiß,  was das Kind macht und denkt. Wichtig ist, in Kontakt zu bleiben und  das Vertrauen und Selbstvertrauen zu stärken.

Gesundheitskompass: Was sind Alternativen zu Kontrolle und Verboten?

I. B.: Jede  Familie hat andere Voraussetzungen, und für jede Familie gibt es eigene  Kommunikationsstrukturen. Verallgemeinernd könnte man sagen, die  Alternative sind Gespräche und Begegnungen mit dem Kind oder  Jugendlichen auf Augenhöhe.

H.V.: Man  kann gemeinsam mit dem Kind Regeln aufstellen, die für das Konsumieren  gelten, zum Beispiel niemals an Schultagen zu kiffen oder niemals  zuhause. Bei einem Verstoß muss es Konsequenzen geben, die jedoch nicht  die Beziehung belasten sollten. Es bringt nichts, sich aufzuregen und  drei Tage nicht mit dem Kind zu reden. Man könnte eher etwas gemeinsam  vereinbaren, etwa die Verpflichtung, mit in die Beratung zu kommen.

Gesundheitskompass: ,Ich  habe nicht inhaliert', sagte einst Bill Clinton über seinen  Cannabiskonsum als junger Mann. Viele aus der heutigen Großeltern- und  Elterngeneration haben eigene Erfahrungen mit Cannabis. Sollte man das  den Kindern gegenüber zugeben?

H.V.: Gegenüber  Teenagern empfehle ich das nicht. Doch bei einem erwachsenen Kind kann  eine freundschaftliche Ebene im Einzelfall Vertrauen aufbauen und  hilfreich sein.

I. B.: Einem jungen Kind von eigenen Drogenerfahrungen zu erzählen, ist in  jedem Fall problematisch. Eltern haben einen Erziehungsauftrag. Dem  werden sie damit nur bedingt gerecht.

Gesundheitskompass:  Der Vergleich mit Alkohol und Nikotin drängt sich auf. Viele junge  Kinder erleben, wie die Eltern konsumieren, in vielen Fällen regelmäßig  und zu viel.

H.V.: Leider ist das so. Kinder von Konsumenten haben ein höheres Risiko  selbst zu konsumieren, aber es ist nicht ihr Schicksal. Unabhängig  davon, ob eine Droge legal oder illegal ist, bilden eine stabile  Erziehung, Lebenskompetenzförderung und Informationen einen wirksamen  Schutz.

Gesundheitskompass: In den USA ist die Zahl der Cannabiskonsumenten nach der Legalisierung  nicht angestiegen. Das bestätigen auch Zahlen aus andern Ländern mit  einer liberalen Drogenpolitik. Spricht das für das geplante CanG?

I. B.:  Die Entwicklung in anderen Ländern kann nur bedingt für Prognosen in  Deutschland herangezogen werden. Ich hoffe jedenfalls, dass das Gesetz  dazu beitragen wird, dass Kommunen, Land und Bund mehr Fördermittel für  notwendige Präventionsprogramme und Beratungsangebote zur Verfügung  stellen und wir mehr Menschen erreichen können.

H.V.: Ob  Legalisierung oder nicht, man kann Rauschdrogen nicht aus der  Menschheitsgeschichte wegdenken, aber man kann Menschen befähigen,  verantwortlich damit umzugehen.

Gesundheitskompass: Frau Buttler, Frau Vasbender, vielen Dank für das Gespräch!

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Foto: SHZ

Ina Buttler, Diplom-Pädagogin und Sozialtherapeutin, leitet das Suchthilfezentrum Wiesbaden (SHZ). Das SHZ ist in das Netzwerk aus Suchthilfe, Jugendhilfe, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Beratungsdiensten und Selbsthilfegruppen sowie den mit Jugend- und Suchtproblemen zuständigen Ämtern der Stadt Wiesbaden eingebunden

Foto: SHZ

Image by Alex Nemo Hanse

Hannah Vasbender ist Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin. Sie ist Mitarbeiterin im Betreuten Einzelwohnen (BEW), im Projekt „HaLT – Hart am Limit“, einem Alkoholpräventivprogramm für Kinder und Jugendliche, und in der Eingliederungshilfe; sie unterstützt Erwachsene aus dem Wiesbadener Stadtgebiet mit einer Abhängigkeitserkrankung und körperlichen oder psychischen Begleiterkrankungen.

Adressen & Informationen

Richtlinien zu risikoarmen Cannabiskonsum

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZfgA)  rät Menschen, die intensiv, also regelmäßig mehrmals täglich  konsumieren, folgende wissenschaftlich fundierte Richtlinien  einzuhalten. Die Empfehlungen können auch helfen, gelegentlichen Konsum  zu kontrollieren.

  1. Abstinenz:  „Der einfachste Weg, um jeglichen Schaden durch Cannabis zu vermeiden,  ist die Abstinenz. Wer aber Cannabis konsumiert, sollte über die Risiken  Bescheid wissen.“

  2. Später  Einstieg: „Das Problem der Abhängigkeit und anderer wichtiger Risiken  ist höher, je früher in den Konsum eingestiegen wird. Daher sollte der  Einstieg möglichst nicht vor 16 Jahren, besser erst mit 18 Jahren oder  noch später erfolgen.“

  3. Niedrige  Konsumfrequenz: „Besonders häufiger, also täglicher oder fast täglicher  Konsum, kann gravierende Folgen nach sich ziehen und sollte deshalb  vermieden werden.“

  4. Hilfe in  Anspruch nehmen: „Wer Probleme damit hat, seinen Konsum zu  kontrollieren, sollte aus dem Konsum aussteigen. Wem dies ohne  Unterstützung nicht gelingt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch  nehmen.“

  5. Kein  Tabak: „Um Risiken für die Atemwege zu vermeiden, sollte Cannabis (in  dieser Reihenfolge) nicht mit Tabak zusammen geraucht werden; tiefes  Inhalieren und  Atemanhalten sollen vermieden werden; Vaporisatoren  statt Joints oder Wasserpfeifen sollen genutzt werden.“

  6. Konsum  dosieren: „Hochpotentes Cannabis erhöht das Risiko für psychotische  Symptome. Konsumierende sollten vorsichtig dosieren und lernen, nur so  viel zu konsumieren, wie sie für den gewünschten Rauschzustand  benötigen.“

  7. Kein  Cannabis am Steuer: „Da Cannabis das Fahrvermögen beeinträchtigt, sollte  der Konsum mindestens drei bis vier Stunden zurückliegen und länger,  wenn eine hohe Dosis verwendet wurde oder die Wirkung noch spürbar ist.“

  8. Generelle  Abstinenz für spezielle Gruppen: „Die Wahrscheinlichkeit für  cannabisbezogene Probleme ist erhöht bei bei Schwangeren, älteren  Personen, Personen mittleren Alters mit Herz-Kreislauf-Problemen und bei  Personen, die bereits eine Psychose hatten oder die Angehörige ersten  Grades haben, die schon einmal an einer Psychose erkrankt waren.“

Beratungsstellen

+ Suchthilfezentrum Wiesbaden

+ FES Drogenselbsthilfe Wiesbaden

+ Hessische Landesstelle für Suchtfragen

+ Regionale Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen finden Sie im Gesundheitskompass für Wiesbaden

+ Deutschlandweite Adressen listet das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

+ Sucht  & Drogen Hotline der BZgA für Sucht- und Drogenfragen. Die Nummer  ist täglich rund um die Uhr zu erreichen. Die Beratung ist auch anonym  möglich. Ein Anruf kostet 20 Cent. Tel: 01806 - 31 30 31

+ Das Bundesgesundheitsministerium beantwortet Fragen zum Cannabisgesetz (CanG) und bietet zahlreiche weitere Informationen.

Kritische Stimmen

+ Mehr Belastung statt Entlastung der Justiz prognostiziert der Deutsche Richterbund.

+ Mangelnden Jugendschutz und weitere Gefahren befürchtet die Bundesärztekammer.

+ Die  Legalisierungspläne der Bundesregierung führten zu einer Gefährdung der  psychischen Gesundheit und der Entwicklungschancen junger Menschen in  Deutschland, so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.

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